Die Bezirke Lilienfeld, Melk und Tulln
In der Region befanden sich zwei Außenlager des KZ Mauthausen, in der Birago-Pionierkaserne in Melk und in St. Aegyd am Neuwalde. Beide sind bereits relativ gut erforscht und durch den Verein „merkwürdig“ betreut. Im Fokus der aktuellen Recherchen soll daher das weitgehend noch unbekannte „Lager 300“ in Anzendorf/Merkendorf am Fuße der Schallaburg stehen, ein Zwangsarbeitslager für „Ostarbeiter“, die ebenfalls für das „Projekt Quarz“ im unterirdischen Stollenbau in Roggendorf schuften mussten.
Das Industrie-Großkombinat im Tullnerfeld mit den Werken der Donau-Chemie der IG-Farben und einer der größten Erdöl-Raffinerien des „Dritten Reiches“ in Dürnrohr, Moosbierbaum und Pischelsdorf (Gemeinden Atzenbrugg und Zwentendorf), war ebenfalls auf Zwangsarbeit angewiesen. Neben einem Arbeitserziehungslager befanden sich vor Ort ein Außenkommando des Stalag XVIIb Krems-Gneixendorf und ab 1944 auch Lager für ungarische Jüdinnen und Juden.
Im Voralpenland sind bisher nur wenige NS-Lager bekannt, auch wenn das hier präsentierte Projekt bereits Hinweise zu Zwangsarbeit in den Industriebetrieben im Oberen Traisental, wie beispielsweise den Hermann-Göring-Werken in Traisen, erbrachte. Ebenfalls grundlegend zu erforschen ist der „Kurort Salzerbad“ in Kleinzell bei Hainfeld, wo bereits nach dem Ersten Weltkrieg französische Kriegsgefangene interniert wurden. In der NS-Zeit waren hier Südtiroler Umsiedlerinnen und Umsiedler, von denen sechs einem „Endphaseverbrechen“ zum Opfer fielen, ungarische Jüdinnen und Juden, die in der Forstwirtschaft eingesetzt waren, die Wehrmacht während den Rückzugsgefechten und Kriegsflüchtlinge untergebracht. Heute fungiert das Haus wieder als Sanatorium.
Informationen: Dr. Philipp Mettauer